Nio EP9, ES6 und ES8 – Chinas Angriff auf die Oberklasse

Nio EP9, Nio ES6 und Nio ES8 – Chinas Angriff auf die Oberklasse.

2014 gründete der chinesische Internet Milliardär William Li die Firma NextEV, die heute als Konzernmutter von Nio fungiert. Das Geld dafür hatte Li zuvor mit der chinesischen Internetplattform bitauto verdient.

Zu den Investoren von NextEV zählen die chinesischen Internetgiganten Baidu und Tencent. Aber auch Technologiekonzerne wie Lenovo und Risikokapitalgeber wie Sequoia Capital (USA) wurden mit an Bord geholt.

Schon in der ersten Finanzierungsrunde konnte NextEV über 1,7 Milliarden Dollar bei mehr als 55 Investoren einsammeln.

Was hat Nio mit dem Geld gemacht?

Nio hat zuerst mal ganz geschickt Werbung in eigener Sache gemacht.

Schon bereits zwei Jahre nach der Gründung landete Nio den ersten Marketingclou. Präsentiert wurde der Elektro Supersportwagen Nio EP9.

Nio EP9, ES6 und ES8 - Chinas Angriff auf die Oberklasse - NIO EP9 - Foto Nio
Nio EP9 – Foto Nio

Mit vier Elektromotoren mit jeweils 250 kW pulverisierte das ein Megawatt Geschoss auf dem Circuit Paul Ricard den alten Rundenrekord von 2:40 Minuten. Ab jetzt galt es die Zeit von 1:52,78 Minuten zu schlagen. 

Kurz darauf der nächste Rekord. Jetzt wurde der Rundenrekord für Elektroautos auf der Nordschleife mit 7:05,12 Minuten eingestellt. Das reichte den Chinesen immer noch nicht. Man kehrte im Frühjahr noch mal zurück auf den Nürburgring und brannte jetzt mit 6:45,90 den Rekord für das schnellste Serienauto auf den Asphalt.

Damit hatte Nio sich einen echten Namen zumindest unter den Renn Fans gemacht.

Nio will aber nicht Rennen gewinnen – man will Autos verkaufen.

Die Unternehmensberatung McKinsey hatte zwischenzeitlich in einer Studie zum Wandel der Mobilität festgestellt, dass China im Jahr 2030 etwa 20% des Umsatzes der Automobilbranche weltweit generieren wird. So fiel es NextEV/NIO nicht schwer in einer zweiten Finanzierungsrunde im November 2017 eine weitere Milliarde Dollar einzusammeln.

Damit stellte Nio dann im Dezember 2017 sein erstes Serienauto vor. Den Nio ES8. Der ES8 wird seit Anfang 2018 in China produziert. Seit seiner Markteinführung im Juni 2018 wurde er bereits etliche tausend Mal in China verkauft.  

NIO ES8

Der siebensitzige Allrad-Elektro-SUV wird von zwei Elektromotoren mit insgesamt 652 PS (480 kW) angetrieben. Der ES8 ist damit noch stärker motorisiert als das anvisierte Konkurrenzmodell von Tesla. Das Tesla Model X Performance kommt “nur” auf 611 PS (449 kW).

Chinesische Elektroauto Start-ups schlingern - NIO ES8 - Foto Nio - Nio EP9, ES6 und ES8 - Chinas Angriff auf die Oberklasse - NIO EP9 - Foto Nio
ES8 – Foto Nio

Der 2.460 kg schwere Nio ES8 beschleunigt in nur 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Drehmoment wird mit 840 Nm angegeben. Das Design des Nio ES8 stammt aus München. Die technische Entwicklung findet in Shanghai statt. Produziert wird das Auto in einem Werk des chinesischen Autoherstellers JAC. 

Viele Komponenten stammen aus Europa

Nio hat dabei konsequent von vornherein auf den Zukauf bewährter Komponenten, vorwiegend aus Europa, gesetzt. So stammt die serienmäßige Luftfederung vom deutschen Zulieferer Continental. Die Lenkung steuert Thyssen bei. Diese beiden – auch im BMW X5 – verbauten Komponenten sollen laut Aussage des ADAC im Nio nur anders abgestimmt sein. Die Batteriezellen liefert der chinesische Akku Produzent CATL. Der Akku hat eine Kapazität von 70 kWh. Damit ist eine Reichweite von 355 Kilometern nach NEFZ möglich. Das reicht allerdings nicht an die Reichweite eine Tesla Model X Performance heran. Der soll nach Herstellerangabe 485 km mit einer Akkuladung weit kommen. Auch in der Höchstgeschwindigkeit und der Beschleunigung liegt der Tesla vorne. Das Model X Performance wird erst bei 250 km/h abgeriegelt. Den Sprint auf 100 km/h schafft der Tesla in nur 2,9 Sekunden. 

Dafür gibt es den Nio ES8 aber auch bereits ab etwa 59.000 Euro in der Basisversion. Die Top Ausstattung soll 72.000 € kosten. Für ein Tesla Model X Performance sind dagegen mindestens 100.000 € auf den Tisch zu blättern. 

Weitere 12.900 Euro kann der Käufer eines ES8 übrigens beim Erwerb sparen, wenn er die Batterie least. Die Miete gibt Nio mit ca. 165 Euro pro Monat (1280 Yuan) an.

Der ES8 ist 5,02 Meter lang und 1,98 Meter breit. Das Kofferraumvolumen variiert nach Anzahl der Sitze. Als Siebensitzer verfügt der ES8 über 312 l Ladungsvolumen; mit fünf Sitzen sind es 873 l. Sind alle Sitze umgeklappt, so fasst der Kofferraum 1.863 l. 

Laden des ES8 – Echte Neuerung: Akkuwechselstationen

Eine echte Neuerung ist die von Nio entwickelte Akkuwechselstation. In diesen Akkutausch Zentren wird das Auto vollautomatisch ausgerichtet und aufgebockt. Anschließend löst ein Roboter zehn Schrauben im Boden des ES8. Danach tausch der Roboter den alten gegen einen neuen Akku aus dem Lager der Wechselstation. Das Ganze dauert zwischen drei und fünf Minuten.

18 solcher Stationen hat Nio bereits an der Autobahn zwischen Beijing und Hongkong errichtet. 110 weitere Stationen sollen noch bis Ende 2020 dazu kommen.

Leider ist der Nio ES8 gegenwärtig nur in China zu kaufen. Ob und wann das Auto nach Europa kommt, ist noch offen.

Nio ES6

Seit Juni 2019 ist nun auch der kleinere Bruder des Nio ES8, der ES6, in China erhältlich. 

NIO ES6 - Foto, von vorne - rot, Screenshot aus NIO - NIO ES6 - Foto, von vorne - rot, Screenshot aus NIO Nio EP9, ES6 und ES8 - Chinas Angriff auf die Oberklasse - NIO EP9 - Foto Nio
ES6 – ab ca. 47.000 Euro

Batterie und Ladezeiten

Der ca. 15 cm kürzere ES6 wird mit zwei Batterien Varianten angeboten. Neben dem 70 kWh Speicher, der auch im ES8 verbaut wird, gibt es beim ES6 alternativ gegen Aufpreis von 6.600 € auch eine 84 kWh Variante. Mit der 70 kWh Batterie soll das Auto eine Reichweite von 430 km, mit der größeren 84 kWh Batterie eine Reichweite von 510 km haben. Die Ladezeit an der heimischen Wallbox gibt Nio mit 11 Stunden an. An der Schnellladestation ist die 80 % Ladung in einer Stunde fertig.

Auch die Motorisierung ist in zwei Alternativen lieferbar. In der kleineren Version leisten die beiden Motoren zusammen 320 kW (435 PS). Die größere Version bringt 400 kW (544 PS) auf die Straße. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert das Auto in 4,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h abgeriegelt. Die Verzögerung von 100 km auf 0 bewerkstelligt der 2.345 kg schwere und mit Brembo Bremsen ausgestattete Nio ES6 in 33,9 Metern. Die Karosserie besteht aus einer Aluminium-Carbon Hybridkonstruktion. Anders als den ES8 gibt es den ES6 nur als Fünfsitzer. Beim ES8 kann zwischen sechs- und sieben Sitzer gewählt werden. 

Besondere Gadgets

Zu den besonderen Gadgets des ES6 zählen belüftete Sitze, dreistufige Luftfederung mit Easy Entry Funktion und das Entertainment- und Sprachsteuerungssystem Nomi.

Das Belüftungssystem der Sitze bläst keine Luft aus, sondern saugt sie an. Die dreistufige Luftfederung erlaubt ein Absenken des Fahrzeugs um fünf Zentimeter für einen komfortablen Einstieg. Im Sportmodus kann das Auto damit um zwei Zentimeter abgesenkt werden. 

Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolviert das Auto in 4,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 200 km/h abgeriegelt. 

Preis des ES6

In China wird der ES6 in zwei Ausstattungsvarianten angeboten. Die billigste Grundversion kostet umgerechnet etwa 47.000 Euro. Für das Premium Model werden etwa 66.000 € fällig. 

Fazit – Ausblick

NextEV / Nio konnte aufgrund der starken Kapitalisierung in kürzester Zeit zu einem weltweit operierenden Start-up für Elektroautos heranwachsen. 

Mittlerweile betreibt das Unternehmen 12 Forschungs- und Entwicklungszentren quer über den Globus. An Standorten in Shanghai, London und einigen anderen bis hin nach München arbeiten jetzt über 2000 Mitarbeiter.

Nio hat dabei konsequent von vornherein auf den Zukauf bewährter Komponenten, vorwiegend aus Europa, gesetzt. 

Es kann daher davon ausgegangen werden, dass Nio in den nächsten Jahren auch auf dem europäischen Markt Fuß fassen will.

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