Reuters Studie zeigt gigantische Investitionen in Elektromobilität und Batterie

Reuters Studie zeigt gigantische Investitionen in  Elektromobilität und Batterie.

Auf Basis der von den Autoherstellern in den letzten zwei Jahren veröffentlichten Zahlen zu geplanten Investitionen in die Zukunft (Elektromobilität und Batterie) hat die Nachrichtenagentur Reuters eine sehr interessante Studie erstellt.

Zugrunde gelegt sind die Aussagen der Hersteller zu Investitionen der nächsten fünf bis zehn Jahre für die Entwicklung von Batterien und Elektrofahrzeugen.

Nach den Ankündigungen der Automobilhersteller in den letzten Jahren zu den geplanten Investitionen in Elektromobilität und Batterie, verwundert nicht die gesamte Höhe der Investitionen.  Weltweit sind Ausgaben von 300 Milliarden US-Dollar geplant.

Auch verwundert weiter nicht das Zielland der größten Investitionen. 135,7 Milliarden gehen nach China.

Auffällig und beeindruckend ist dagegen die Aufteilung der Investitionen nach Herkunftsländern.

Die deutschen Hersteller investieren bei weitem am meisten (139,5 Milliarden)

Deutsche Hersteller investieren 139,5 Milliarden und sind dabei weltweit absolut führend. 71,7 Milliarden gehen dabei als Investment nach Deutschland selbst. 64 Milliarden fließen nach China.

China investiert in sich selbst (57 Milliarden)

Auf Platz 2 der Investitionen für Elektromobilität und Batterie liegt dann China selbst. Etwas unerwartet niedrig planen chinesische Autohersteller wie Baic, Jac und Co. lediglich 57 Milliarden für Entwicklung und Bau neuer Fahrzeuge und neuer Produktionsstätten ein. Wenig verwunderlich ist dagegen das Zielland der Investitionen.  Die kompletten 57 Milliarden werden in China verbleiben.

Amerika splittet das Investment 7 : 1 (39 Milliarden)

Die Amerikaner setzen wie die Chinesen zum größten Teil die Investitionen im eigenen Land ein. Von den geplanten Gesamtausgaben in Höhe von 39 Milliarden werden 34 Milliarden im eigenen Land verbleiben. Nur 5 Milliarden gehen für Entwicklung und Bau nach China.

Japan spielt 24,3 / 18,9 / 5,4 für China (24,3 Milliarden)

Ein wenig enttäuschend sind die Daten aus Japan. Selbst echte Big Player wie Toyota scheuen offensichtlich wirklich große Investments in die Elektromobilität.

Der Grund hierfür könnte aber auch z.B. darin zu sehen sein, dass Firmen wie Toyota ja schon seit langem alternative Fahrzeuge wie den Brennstoffzellen Toyota Mirai im Markt haben. Insgesamt verbleiben von den im Japan erfassten 24,3 Milliarden ca. 77% im eigenen Land (18,9 Milliarden). Der Rest in Höhe von 5,4 geht für Entwicklung und Bau nach China.

Südkorea – hier glaubt man ganz fest an sich selbst (20 Milliarden)

Die südkoreanischen Autohersteller nehmen 20 Milliarden Dollar in die Hand und investieren die ausschließlich in ihr eigenes Land. Offensichtlich sehen die Südkoreaner ihren Markt außerhalb Chinas.

Den Weg nach China hält man sich aber trotzdem offen durch Kooperationen und Beteiligungen mit den chinesischen Autoherstellern BAIC und Dongfeng.

Frankreich nicht en marche bei der Elektromobilität (10,8 Milliarden)

Französische Autohersteller scheinen insgesamt eher zurückhaltend auf die Elektromobilität zu setzen. Von den ohnehin schon eher geringen Gesamtinvestitionen von 10,8 Milliarden US Dollar gehen nur 0,4 Milliarden nach China. Der Rest in Höhe von 10,4 Milliarden Dollar wird in Frankreich selbst investiert.

Indien: Unerwartet gering (6,4 Milliarden)

Für uns unerwartet gering fällt das indische Investitionsvolumen in Elektromobilität aus. Zum einen verfügt Indien über eine Vielzahl hochqualifizierter Programmierer aus dem Softwarebereich, zum anderen sind mit Firmen wie Tata auch Big Player aus dem Automobil Bereich am Start.

Hier hätten wir dem indische Mischkonzern Tata etwas mehr Mut in Zukunftsinvestitionen zugetraut. Tata macht weltweit immerhin einen Umsatz von über 100 Milliarden US Dollar.

VEREINIGTES KÖNIGREICH: Leider “unter ferner liefen” (2,3 Milliarden)

Einst klangvolle Namen des Automobilbaus: Rolls-Royce, Bentley, Jaguar, MG, Rover und einige andere. Hier waren in der Vergangenheit Ikonen des Autodesigns entstanden. Lotus Elise, mein Kindheitstraum. Ein Freund fuhr jahrelang einen Rover 3,5 l, V8. Geschmeidiger Motor. Cremefarbenes Conolly Leder rundete den Innenraum ab. Morgan Plus 8. What a feeling. Traumhafte Autos. Alle aus der Zeit gefallen.

Realität heute: 2,3 Milliarden von Tata / Jaguar Land Rover. Und diese Summe fließt gemäß der Reuters Studie in Zielland “Andere”. – Unter ferner liefen. Schade.

Fazit:

Aber gerade der letzte Fall “Vereinigtes Königreich” offenbart auch ein Problem der Studie. Wem – welchem Land – ordne ich eigentlich welche Investitionen zu.

Eine Investition der Jaguar Land Rover, z.B. weiterer Ausbau des i-Pace, erscheint in der Bilanz der weltweit operierenden indischen Tata vielleicht an ganz andere Stelle. In ganz anderen Ländern. Grenzen verschwimmen. Quer Beteiligungen, Kooperationen, Joint Ventures. Allianzen verwischen Zuordnungen.

Aber trotzdem sagt die Studie doch einiges aus über die Gesamtidee der einzelnen Player. Egal wo man die Einzelinvestition nachher einordnet, vielleicht gibt es sogar die ein oder andere “Doppelbuchung”; fest steht: VW, BMW und Daimler geben mächtig Gas.

Quelle: Reuters